Chronik der DLRG Ortsgruppe Königheim e.V. (1996)
40 Jahre Vereinsleben, Jugendarbeit und Hilfeleistungen lassen sich nur schwer in Worten fassen, und wenn überhaupt, dann würde es sicherlich den Rahmen des heutigen Abends sprengen. Aber es gibt einfach Dinge und Ereignisse, die bei einem Rückblick auf die vergangenen 40 Jahre unbedingt genannt werden müssen. Im Jahr 1956, als mehr als ein Jahrzehnt der Nachkriegsjahre vergangen waren, haben auch in Königheim die altherkömlichen örtlichen Vereine wieder ihren Platz im kulturellen Leben eingenommen. Die Jugend war es, die sich um die Jahre 1955 / 56 mit der Gründung eines neuen Vereins, nämlich einer Ortsgruppe der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, beschäftigte.
Unter Anleitung und Führung des damaligen Bezirksvorsitzenden, und später Ehrenmitglied der Ortsgruppe, Willi Belz fanden sich junge Menschen wie Kurt Hofmann, Ernst Fischer, Rupert Zach, Gerhard Kieser, Ingrid Rössner, Anna Vogl, Elisabeth Faulhaber, Rainer Plewa, Margarete Eisenhauer, Rudi Brandel, Franz Wagner, Robert Lotter und Irmtraut Borst zusammen, und gründeten die DLRG Ortsgruppe Königheim. Der erste 1. Vorsitzende war damals Ernst Fischer. ( Hinweis auf die Gründungsurkunde)
Man war sich schon damals der schwierigen Aufgabe bewusst, Schwimmausbildung zu betreiben, musste doch die Ausbildung mangels eigenen Schwimmbads in auswärtigen Hallen und Freibädern stattfinden. In der Presse wurde deshalb die Ortsgruppe Königheim immer wieder als „Verein ohne Wasser“ tituliert.
Bereits in der Jahreshauptversammlung 1958 wurde dann Rupert Zach zum neuen Vorsitzenden der Ortsgruppe gewählt, die zu diesem Zeitpunkt bereits 76 Mitglieder hatte. In den folgenden Jahren wurde unter schwierigen Umständen versucht, eine ordentliche Jugendarbeit und Schwimmausbildung aufzubauen, aber die Ausbildung im Schwimmbad in Tauberbischofsheim und in den Wintermonaten in Würzburg stellte schon damals einen hohen Kostenfaktor für die Teilnehmer und die Vereinskasse dar. Die regelmäßig durchgeführten Kameradschafts- bzw. Spielabende fanden großen Anklang, so dass im Jahre 1959 bereits die Anschaffung von Unterhaltungsspielen beschlossen wurde.
In den 60 iger Jahren durchlebte man das erste Tief! Die Mitgliederzahl ging auf 43 Personen zurück (fast halbiert), und man machte sich ernsthaft Gedanken, wie man den Verein für eine breitere Masse attraktiv machen könnte. Mit regelmäßigen Mitgliederversammlungen und Jahresausflügen sowie dem Erwerb von Schwimmabzeichen wollte man die Situation verbessern. In diesem Zusammenhang ist im Protokoll der Jahreshauptversammlung vom 2. August 1967 von einem besonderen Ereignis die Rede.
Ich zitiere einen Auszug aus dem Protokoll einer Vorstandsitzung
In der letzten Zeit hatten einige Jugendliche die Mitgliedschaft beim DLRG erworben, hatten sich aber unglücklicherweise nicht in Königheim, sondern in Hardheim angemeldet. Daraufhin hatte Hardheim einen Zuwachs von 29 Königheimer Mitgliedern. Nach anfänglichen Missverständnissen gelang es, diesen Schritt, den diese jungen Mitglieder unwissentlich gingen, rückgängig zu machen. Die Verantwortlichen in Hardheim waren darüber nicht sehr erfreut, waren aber dennoch damit einverstanden, als man erklärte, die neuen Mitglieder sollen nach Königheim überführt werden, auf dass Königheim zu Recht den Namen „Ortsgruppe“ Königheim tragen dürfe.
Zitat Ende.
Im Jahre 1968 wurde zum ersten Mal konkret über die Schaffung eines geeigneten Gruppenraumes nachgedacht. Nach längerem Suchen bot sich in der Nachbarschaft des heutigen Vereinsheims eine Möglichkeit an. Eine ehemalige Werkstatt konnte gemietet und zum Gruppenraum ausgebaut werden. Mit viel Eigeninitiative wurden die Räumlichkeiten für Veranstaltungs- und Ausbildungszwecke hergerichtet und so konnte der damalige 1.Vorsitzende Erwin Wirsching bei der Jahreshauptversammlung am 25.11.1972 die Fertigstellung des Gruppenraumes verkünden. Dass dieser Umbau ein großer Schritt für die DLRG war, beweist die Tatsache, dass nach der Fertigstellung der Kassenstand auf 1,67 DM Haben zusammengeschrumpft war.
In den 70 iger Jahren erlangte die DLRG endlich ihre volle Anerkennung in der Gemeinde und den Anschluss an die örtlichen Vereine. Sie entwickelte sich zu einem wesentl. Faktor im Königheimer Vereinsleben. So betrug der Mitgliederstand 1970 bereits 162 Mitglieder und es wurde eine eigene Jugendgruppe gegründet. Diese wurde aber nach einem Jahr wegen Differenzen mit der Vorstandschaft wieder aufgelöst.
Die Schwimmausbildung, die mittlerweile ins Hallenbad nach Hardheim verlegt wurde, fand so guten Anklang, dass die Fahrten, die mit dem DLRG Bus der OG Tauberbischofsheim durchgeführt wurden, künftig einem Busunternehmen übergeben wurden. Aber an der Betreuung der Teilnehmer scheiterte es immer wieder. So ist in zahlreichen Sitzungen der Schwimmbetrieb auf der Tagesordnung, da eine mangelnde Betreuung und Ausbildung immer wieder Rückschläge bei den Teilnehmerzahlen zur Folge hatten. Dieses wirkte sich natürlich auch immer auf die finanzielle Situation aus, da aufgrund der festen Buskosten jetzt wie in einem Wirtschaftsbetrieb gerechnet werden musste. Doch glücklicherweise pendelte sich die Lage auf ein erträgliches Mittelmaß ein, hinzukam, dass auch mehr Inhaber von Grund- und Leistungsscheinen die Ausbildung mitorganisierten und Ausbildungsmaterial angeschafft wurde.
Doch alles schien zusammenzubrechen, als 1978 das damalige Vereinsheim geräumt werden musste, da keine Verlängerung des etvertrag es möglich war. Man hat zwar gleich bei der Gemeinde einen Antrag auf zur Verfügungstellung eines Gruppenraumes gestellt, aber es sollten über 10 Jahre vergehen, bis sich eine neue Chance bot.
Im alten Schulhaus wurden zwei Klassenzimmer frei, und so wurden nach einer kurzen Renovierungszeit 1989 ein Gruppenraum und ein Materialraum mit Büro eingerichtet. Bis zu diesem Zeitpunkt war die inzwischen beträchtlich angewachsene Ausrüstung der Ortsgruppe über die ganze Gemeinde verstreut gelagert, und musste für jede größere Veranstaltung immer erst „eingesammelt“ werden. Nun war es wieder möglich, verstärkt Jugendarbeit außerhalb des Schwimmbades durchzuführen.
Dass diese Räume früher oder später wieder von der Gemeinde in Anspruch genommen würden, war eigentlich jedem Verantwortlichen klar, und somit wurde permanent nach einer anderen Möglichkeit weitergesucht.
Als die Gemeinde ihren Bauhof nach Gissigheim verlegte, und dieses Gebäude hier frei wurde, war die große Stunde des Vereinsheimbaus gekommen. In über 7000 Arbeitsstunden und großem finanziellen Aufwand wurden die hier vorhandenen Räumlichkeiten geschaffen. Mit Büro, Lagerräumen, Küche und Gruppenraum ging für uns ein lang ersehnter Traum in Erfüllung. In diesem Zusammenhang ist das große Engagement des langjährigen 1.Vorsitzenden Werner Waltert zu erwähnen, ohne den die Ortsgruppe sicherlich nicht da wäre, wo sie sich heute befindet.
In Sachen Jugendarbeit festigten sich in den letzten Jahren die vorhandenen Strukturen, und so könnte man sich eine DLRG ohne Sommerzeltlager z.B. heute wohl kaum noch vorstellen. Auch war es die Ortsgruppe Königheim, die in der Gemeinde das erste Ferienprogramm mit Schlauchbootfahrten, Film-, Bastel- und Spielnachmittagen ins Leben gerufen hat, das heute unter der Leitung der Gemeinde in Zusammenarbeit mit den Vereinen veranstaltet wird. Jugendarbeit und die damit verbundenen Kosten für Material und Anschaffungen wurden nie in Frage gestellt, denn alle Verantwortlichen waren sich über die Bedeutung der Jugendarbeit bewusst, und Dank der gut besuchten Tanzveranstaltungen auch nie ein finanzielles Problem. Aber in der letzten Zeit fallen wieder vermehrt Stolpersteine auf den Weg. Aktive verlassen aus beruflichen Gründen die Heimatgemeinde, für das Sommerzeltlager muss fast ausschließlich Privaturlaub investiert werden, denn der Sonderurlaub für pädagogische Maßnahmen ist vom Aussterben bedroht und nicht zuletzt sind es auch die gekürzten Zuschussmittel, die manche Maßnahmen und Anschaffungen in Frage stellen.
Mit der Gründung einer Jugendvorstandschaft bekam die Ortsgruppe wieder eine eigenständige Jugendabteilung und Aktive konnten stärker in den Verein eingebunden werden. Auf Bezirksebene ist die Ortsgruppe Königheim spätestens seit der Fertigstellung des Vereinsheims fast jedem ein Begriff. Zwar wurde regelmäßig an Bezirksveranstaltungen und Festen anderer Ortsgruppen teilgenommen, aber nun war es für den Bezirk möglich, bei uns Lehrgänge und Tagungen durchzuführen; außerdem sind zwei Aktive auch in der Bezirks- bzw. Bezirksjugendvorstandschaft tätig. Schnell machten wir uns mit Aktionen wie z.B. die Workshops bei den Deutschen Meisterschaften in Heidelberg, Lehrgänge Fahrt und Lager und zahlreichen anderen Veranstaltungen und zuletzt auch wegen der guten Verpflegung einen positiven Namen.
Mit Fertigstellung des Vereinheims wurde die erste Ausgabe des „Wo ist was los?“ vorgestellt, eines Halbjahresprogramms mit vielen verschiedenen Aktivitäten für alle Altersklassen. In der Schwimmausbildung wurde 1990 versuchsweise noch eine 3. Schwimmstunde unter dem Motto Jedermannschwimmen eingeführt, da bisher nur ein Kinder- und Frauenschwimmen angeboten wurde. Seit 1992 gibt es wieder Lehrscheininhaber in Königheim, und somit konnten die Rettungsschwimmkurse in eigener Regie durchgeführt werden. Durch zahlreiche Kooperationsmodelle Schule - Verein in Zusammenarbeit mit den Schulen in Königheim und Gissigheim sowie dem FC Gissigheim konnte auch in den Ortsteilen jedem Kind eine Schwimmausbildung angeboten werden.
Mit der regelmäßigen Teilnahme an den Bezirksmeisterschaften schaffte man den schwim-merischen „ Durchbruch“ und qualifizierte sich 1994 erstmals für die Landesmeisterschaften. Die Anschaffung einer HLW - Puppe wurde für uns unumgänglich. Zum Schluss bleibt mir nur noch ein Wort den Dankes an alle, die dazu beigetragen haben, aus der Ortsgruppe Königheim das zu formen, was sie heute darstellt, insbesondere den bereits verstorbenen Aktiven. So unscheinbar und unwichtig manche Aktion auch scheint, in ihrer Gesamtheit diente sie immer wieder dem gleichen Ziel, nämlich der Jugendarbeit und der Bekämpfung des Ertrinkungstodes.
Verfasser: Uwe Spielvogel